NRZ Moers, 23.09.2008

Händel goes Gospel

Die "Joyful Voices" sind 15 Jahre alt und feierten ihr Jubiläum mit einer bemerkenswerten Vorstellung.

MOERS. Es gehört schon Mut dazu, aus einem klassischen Meisterwerk des barocken Komponisten Georg Friedrich Händel (1685-1759) ein modernes, zeitgemäßes Gospel- und Spiritual-Oratorium zu machen. Doch den "Joyful Voices" und ihrem langjährigen Leiter Erich Ickler ist dieses Kunststück bei seiner Premiere im Kulturzentrum Rheinkamp bestens gelungen.

Mit seiner Interpretation des Händel-Oratoriums "Judas Maccabaeus" hat sich der Moerser Chor pünktlich zu seinem 15-jährigen Bestehen selbst das größte Geburtstagsgeschenk gemacht. Das rund 70-minütige Werk "Eversmiling Liberty", das die Dänen Erling Kulberg und Jens Johansen komponierten, begeisterte rund 500 Zuhörer in der ausverkauften Halle.

Band und Sänger ergänzten sich vorzüglich

Das Kulturzentrum verströmt zwar nicht eben die Atmosphäre einer barocken Gotteshauses oder einer Kirche in Louisiana. Aber Qualität, Emphase und Präzision der dargebotenen Musik ließ den barocken, tief religiösen Impetus der musikalischen Vorlage spüren. Der Funke sprang schnell über.

Schnell wurde deutlich: Die beiden dänischen Komponisten haben typische Formen des Oratoriums wie Rezitativ und Arie, Choral und Fuge geschickt verarbeitet. So ist ein sehr eigenständiges neues Werk entstanden. Auch die jahrelangen Proben der "Joyful Voices" haben reichlich Früchte getragen.

Der 40-köpfige Chor setzte die Komposition dynamisch, im besten Sinne des Wortes stimmig um. Besonders die Solisten - Tina Kewitz, Johanna Keesen, Naemi Moldenhauer, Karin Bogisch, Thorsten Ickler und Thomas Oppenberg - glänzten mit kräftigen, gefühlvollen Solobeiträgen, die bei den Zuhörern nicht selten für eine Gänsehaut sorgten.

Den abwechslungsreichen, vielstimmigen Gesang unterlegte die achtköpfige Band mit mal rockigen, mal funkigen Passagen. Stefan Lammert (Schlagzeug), Adrian Thomys (Bass), Tobias Malbrecht und Sven Bergmann (Piano, Keyboards) sorgten für die rhythmische Grundierung.

Minutenlanger Applaus am Ende des Konzerts

Dirk Wittfeld (Trompete), Waldemar Jankusch (Trompete), Johannes Evers (Sopran- und Tenorsaxophon ) und Larissa Neumann (Alt-Saxophon) steuerten dazu punktgenaue jazzige Bläsersätze bei. Die Sängerinnen und Sänger klatschten oder schnippten im Takt dazu. Das Gesamtkunstwerk machte einen sehr geschlossenen Eindruck.

Die Texte der bis zu vierminütigen Songs entstammen nahezu originalgetreu der Vorlage. Die Geschichte, die auch nach zweitausend Jahre aktuell ist, und ihr neues musikalisches Gewand gefielen dem Publikum. Nach minutenlangem Applaus bedankten sich die "Freudigen Stimmen" mit einigen Gospels und Spirituals, Höhepunkten aus ihrer Karriere, die sie auf ihren Tourneen in alle Teile Europas geführt hat.